Veranstaltung: | Bundesjugendwerkskonferenz 2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 7.b) weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Bundesjugendwerk der AWO (dort beschlossen am: 02.04.2018) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.04.2018, 16:59 |
A13: Digitalisierung und Jugendverbandsarbeit
Antragstext
Die Bundesjugendwerkskonferenz möge beschließen:
Digitalpolitik muss gestaltet werden. Sie ist mehr als Regulierung und Ausbau
technischer Entwicklungen. Die sozialen und kulturellen Aspekte der
Digitalisierung, die Veränderung der Kommunikation, der Einfluss auf Lern- und
Arbeitswelt und die Teilhabe an Gesellschaft wollen wir diskutieren und
verhandeln.
Der Bundesjugendwerksvorstand soll sich daher in den kommenden zwei Jahren im
Rahmen seiner Möglichkeiten dafür einsetzen, dass
- die Perspektiven von Jugendlichen darauf, wie Digitalisierung und Netzpolitik
jugendgerecht gestaltet werden können, sichtbar werden,
- eine emanzipatorische und kritische Digitalkompetenz vermittelt wird,
- in digitalen Lebenswelten Partizipation, Wertebildung und Demokratiebildung
gefördert wird,
- die Weiterentwicklung des digitalen Ehrenamts vorangetrieben wird,
- Zugänge zu digitaler Bildung nicht nur finanziell starken Schulen und
außerschulischen Bildungträger*innen, sondern allen ermöglicht werden.
Dies alles ist notwendig, um das Potential von jungen Menschen für die
Erarbeitung konstruktiver, kritischer und kreativer Lösungen auf dem Weg zu
einer „smarten Gesellschaft“ nutzbar zu machen.
Viele Jugendliche sind im Gebrauch mit der digitalen Medienwelt vor allem durch
das eigene Erleben stark bewandert und engagieren sich zum Teil aktiv in der
Gestaltung. Sie sind die Spezialist*innen ihrer eigenen Interessenfelder. Um
ihre Bedürfnisse zu erschließen und eine gerechte Jugendarbeit leisten zu
können, ist eine virtuelle Sozialraumanalyse sinnvoll .
Als starke bundesweite Akteure der Jugendbeteiligung und –bildung bieten wir -
auch im Verbund mit dem Deutschen Bundesjugendring - die Reichweite und
Netzwerke, die es braucht, um digitale Angebote weiterzuentwickeln und ihnen zur
Wirkung zu verhelfen. Dabei gilt es, ein breites Aufgabenspektrum in den Blick
zu nehmen, welches dem grundlegenden Wandel der Gesellschaft durch
Digitalisierung gerecht wird.
Begründung
Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft mit hoher Entwicklungsdynamik. Durch ihre alltägliche Präsenz durchdringen die digitalen Technologien zunehmend alle Lebensbereiche. Besonders junge Menschen bewegen sich selbstverständlich in digitalen Lebenswelten: Die Art der Kommunikation und die Gestaltung sozialer Beziehungen, das Lernen und Arbeiten ebenso wie das Konsum- und Freizeitverhalten. Netzkultur und digitale Kommunikation prägen schon heute den Alltag der allermeisten Jugendlichen wie bei keiner anderen Generation zuvor. In seiner Position „Selbstbestimmter Umgang mit Daten“ (2016) hat der Deutsche Bundesjugendring dargelegt, welche Architektur und Regeln er für eine jugendgerechte Netzpolitik als notwendig erachtet, damit die Selbstbestimmung junger Menschen erhalten bleibt, und wie ein sozialer, gerechter und rechtlicher Rahmen zur Nutzung persönlicher und öffentlicher Daten verbindlich geschaffen werden kann.
Die Jugendwerke als Ort und Vertretung für die Belange junger Menschen setzen sich daher seit geraumer Zeit mit dieser Thematik aktiv auseinander. Dabei wird über datenschutzrechtliche, netzpolitische und medienpädagogische Fragen hinausgedacht. So spielen weiterhin auch die Chancen für Bildung und Teilhabe durch digitale Medien, digitale Arbeitswelt wie auch der Umgang mit Phänomenen wie Fake News, Hate Speech und Hetze im Netz eine Rolle. Doch auch im Kontext der Weiterentwicklung der Verbandsarbeit durch digitale Möglichkeiten, beispielsweise bei der Ausstattung der Geschäftsstellen, Nutzung bei Konferenzen, Besprechungen wie auch bei Methoden für die Praxis bei Veranstaltungen, Aktionen und Maßnahmen wird dieses Thema an Bedeutung gewinnen.
Junge Menschen gestalten und nutzen die Möglichkeiten der neuen Medien schon jetzt in ausgeprägter Weise und treiben damit den digitalen Wandel voran. Damit prägen und verändern sie Familienleben, Jugendarbeit, Jugendverbände, Schule, Ausbildung sowie ihr lokales und weiteres Umfeld. Die Netzwelt ergänzt ihre Offline-Lebenswirklichkeit um einen nicht mehr weg zu denkenden Lebensbereich, den sie nutzen und mit- und umgestalten wollen. Auch für diese Lebenswirklichkeit müssen junge Menschen Kompetenzen erwerben, um sich sicher in ihr bewegen zu können. Das geht den vorsichtigen und sicheren Umgang mit eigenen und fremden persönlichen Daten an sowie die Konfrontation mit Cybermobbing oder anderen belästigenden und menschenfeindlichen Inhalten. Ein notwendiger Kinder- und Jugendschutz kann eine emanzipatorische Digitalkompetenz nicht ersetzen. Nicht zuletzt werden in der Jugendarbeit neue Herangehensweisen von Jugendbeteiligung in der digitalen Lebenswelt entwickelt, neue Mobilisierungswege genutzt und Aspekte von digitalem Ehrenamt erprobt.
Estland hat mit seiner Vorreiterrolle in Europa zum Thema Digitalisierung in Vorbereitung auf die Ratspräsidentschaft den Begriff „Smart Youth Work“ geprägt. Es fordert in seinem Vorschlag für die Schlussfolgerungen des EU-Jugendministerrats im November 2017 die Mitgliedsstaaten auf, geeignete Bedingungen für die Entwicklung von „Smart Youth Work“ zu schaffen und u.a. strategische und finanzielle Instrumente dafür einzusetzen. „Smart Youth Work“, so die estnische Ratspräsidentschaft, „die die neuen Medien intensiv nutzt und Innovationen schafft, wird dazu beitragen, mehr junge Menschen zu erreichen. Und durch ihre gleichzeitige Beteiligung an der Entwicklung von „smart solutions“ werden sie im Erwerb von digitalen Kompetenzen unterstützt“.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstreicht in seinem Impulspapier „Digitale Agenda für eine lebenswerte Gesellschaft“, dass es eine Gesellschaft fördern will, die konstruktiv, kritisch und kreativ mit der Digitalisierung umgeht und diese zur Stärkung von Zusammenhalt, Sicherheit und Fortschritt nutzt. Sie benötige dafür „Verbände, die angesichts ihrer Kompetenzen selbstbewusst auf neue innovative Lösungen zugehen“. Der DBJR und wir als einer seiner Mitgliedsverbände gehören zu diesen wichtigen Partnerverbänden für das BMFSFJ, die durch die Entwicklung von „Smart Youth Work“ wichtige Impulse für die Digitalisierung unserer Gesellschaft geben können.
Kindgerechte Fassung
Das Internet und der Austausch zwischen Menschen im Internet wird immer
wichtiger. Alles was im Internet stattfindet, kann auch als digital bezeichnet
werden. Viele Dinge, die wir täglich benutzen sind mit dem Internet verbunden.
So verknüpfen sich viele alltägliche Aufgaben. Dies hat viele Vorteile aber auch
Nachteile, die wir im Blick behalten müssen.Hierbei spielt das Wissen über all
diese Prozesse einen wichtigen Teil für die Zukunft.Das Jugendwerk der AWO ist
daher dafür, dass auch Kinder und Jugendliche etwas von dieser Entwicklung
haben.
Wie wir dies im Jugendwerk für uns nutzen können, soll in den nächsten zwei
Jahren miteinander besprochen werden.
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