Veranstaltung: | Bundesjugendwerkskonferenz 2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 7.b) weitere Anträge |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.05.2018, 17:31 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A9NEU: Ferienfahrten im Jugendwerk der AWO – ohne Werte geht`s nicht!
Antragstext
Die Bundesjugendwerkskonferenz möge beschließen:
Ferienfahrten sind für viele Gliederungen des Jugendwerks der AWO ein zentrales
Handlungsfeld. Hier werden die Werte der Arbeiter*innenjugendbewegung, die
unsere Grundlage im Jugendwerk bilden1, praktisch erlebbar.
Wir distanzieren uns bewusst von kommerziellen Reiseanbieter*innen, deren
vorrangiges Interesse in der Vermarktung von Reisen und dem
privatwirtschaftlichen Profit liegt.
Alleinstellungsmerkmal unserer Ferienfahrten ist die Vermittlung unserer Werte,
welche im demokratischen Sozialismus begründet sind. Die langfristige Anbindung
an unseren Kinder- und Jugendverband steht dabei immer im Fokus. Denn wir sind
überzeugt davon, dass unsere Ferienfahrten einen wichtigen Teil zur Entwicklung
und Emanzipation junger Menschen beitragen und fördert sie als selbstbewusste
und demokratische Individuen.
Ferien für alle!
Wir setzen uns dafür ein, dass junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder
finanzieller Situation an unseren Angeboten teilnehmen können. Hierfür richten
wir unsere Angebote bewusst an die traditionelle Zielgruppe der
Arbeiter*innenbewegung. Wir nehmen die Menschen in den Blick, die von
Ausgrenzung, Armut und Benachteiligung bedroht oder betroffen sind. Dazu bieten
wir Unterstützung in der Finanzierung und/ oder deren Beschaffung an. Wir
reflektieren unsere Angebote regelmäßig und versuchen mögliche Hürden
kontinuierlich abzubauen.
Von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche!
Selbstverwaltung liegt für uns maßgeblich in der Organisation unseres Verbandes.
Deswegen werden unsere Ferienfahrten von jungen Menschen mitgeplant und
durchgeführt. Dies bedeutet, dass sowohl die grundlegende Ausrichtung und
Planung von ehrenamtlichen jungen Menschen erfolgt, als auch die konkrete
Gestaltung vor Ort. Entscheidungsträger*innen sind hier immer auch Teil der
Zielgruppe.
Partizipation ist das Ziel!
Auf unseren Ferienfahren streben wir immer ein höchstes Maß an Partizipation an.
Die Teilnehmenden sollen in allen Bereichen der Ferienfahrt mitbestimmen, denn
so wird selbstverantwortliches Handeln und das Aushandeln von Kompromissen
erlernt. Darüber hinaus wird Rücksichtnahme vermittelt und Konfliktfähigkeit
geschult. Die Teilnehmenden erfahren Selbstwirksamkeit.
Das Jugendwerk ist bunt!
Auf unseren Ferienfahrten wird Vielfalt gelebt. Wir bringen Menschen mit
individuellen Erfahrungen, Wissensständen und Persönlichkeiten zusammen und
verstehen dies als Chance voneinander und miteinander zu lernen. Dies gilt
sowohl für die Teilnehmenden als auch für die ehrenamtlichen Teams. Die
Identifikation der Teamenden mit dem Verband, wie in „JEDERZEIT WIEDER“
beschrieben, ist dafür notwendige Voraussetzung. Das Team setzt sich bewusst
gegen Ausgrenzung und Diskriminierung ein und geht aktiv gegen
menschenfeindliches Verhalten vor.
Wir entwickeln unseren hohen Anspruch an Qualität unserer Ferienfahrten weiter
und verlieren dabei das maßgebliche Ziel nicht aus den Augen: Das Erleben von
Demokratie und Gemeinschaft zeichnet unsere verbandlichen Reisen seit 40 Jahren
und auch in Zukunft aus.
1Unsere Werte Solidarität, Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Emanzipation und
Toleranz sowie unser Selbstverständnis sind im Grundsatzprogramm des Jugendwerks
der AWO e.V.(beschlossen auf der Bundesjugendwerkskonferenz 2012) festgehalten.
Begründung
Der Bereich der Ferienfahren hat sich im Jugendwerk der AWO in den letzten 40 Jahren stark weiter entwickelt. Wir haben in der Vergangenheit wegweisende Richtlinien für unsere Ferienfahrten beschlossen:
- Das Leben ist unser! Pädagogisches Konzept des Jugendwerks der AWO (2004)
- Die Gruppe rockt! Ausbildungskonzept des Jugendwerks der Arbeiterwohlfahrt (2004)
- Jederzeit wieder - Qualität der pädagogischen Ferienfahrten von Jugendwerk und AWO (2016)
2016 haben wir darüber hinaus die Entwicklung von Qualitätsstandards und die Entwicklung eines Verfahrens für deren Überprüfung beschlossen. Dieser Prozess wird voraussichtlich 2019 mit der ersten Vergabe unseres eigenen Qualitätsigels „Jederzeit wieder“ den nächsten Meilenstein in der Entwicklung unserer Freizeiten erreichen.
Insgesamt lässt sich für die Ferienfahrten des Jugendwerks der AWO ein gesamtverbandlicher Professionalisierungsprozess verfolgen. Diese positive Entwicklung ist allerdings nicht frei von innerverbandlichen Zweifeln und Auseinandersetzungen.
Dieser Antrag dient daher als Selbstvergewisserung, was für uns als Jugendwerk jugendverbandliches Reisen ausmacht.
Kindgerechte Fassung
Viele Jugendwerke in ganz Deutschland machen Ferienfahrten. Aber was ist das
Wichtigste, was alle Jugendwerke gleich machen sollten?
- Wir machen keine Ferienfahrten um viel Geld zu verdienen.
- Wir machen Ferienfahrten, damit sich Kinder und Jugendliche treffen
können.
- Hier können Kinder und Jugendliche viel lernen.
- Kinder und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Trotzdem sollen alle
mitfahren können. Es ist egal, ob man in Deutschland geboren ist oder
woanders. Auch Kinder aus Familien, die wenig Geld haben, sollen mitfahren
können. Wir müssen ihnen helfen, damit sie mitfahren können.
- Wir sind ein Kinder- und Jugendverband. Das heißt Kinder und Jugendliche
entscheiden hier für Kinder und Jugendliche. Alle wichtigen Fragen
entscheiden junge Menschen: Wo soll die Reise hingehen? Was wollen wir
essen? Was wollen wir vor Ort machen? Welche Regeln machen wir für unsere
Fahrt? Junge Menschen lernen hier zu entscheiden und fair zu streiten. Man
kann hier lernen seine Meinung zu sagen. Man lernt, dass man was bewegen
kann.
- Wir wollen alle Kinder und Jugendlichen mit auf unsere Fahrten nehmen.
Alle können voneinander lernen. Es soll keine Ausgrenzung auf unseren
Fahrten geben. Es soll niemand geärgert werden, weil sie ein Mädchen ist
oder weil jemand im Ausland geboren ist.
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